Cranko

Stuttgart 1960. Als der Choreograf John Cranko (Sam Riley) mit dem Flugzeug landet, ahnt er nicht, dass dieser Moment sein gesamtes Leben verändern wird. Cranko ist für überschaubare Zeit als Gast-Choreograf ans Stuttgarter Ballett engagiert worden. In London, wo er aufgrund seiner Homosexualität zahlreiche Demütigungen bis hin zu einem Arbeitsverbot ertragen musste, hielt ihn nichts mehr. Im beschaulichen Baden-Württemberg erholt er sich von seinen erniedrigenden Erfahrungen. Hier scheint sich niemand an seinem unkonventionellen Lebensstil zu stören. Nach kurzer Zeit wird Cranko Ballettdirektor, Liebling des Publikums und gibt sich seiner Kunst sowie einem berauschenden Lebensstil hin. Er hat Affären, durchleidet private Rückschläge und tiefe Krisen, führt sein Büro in der Theater-Kantine und bezeichnet seine Compagnie als "seine Kinder". Der rasante und steile Aufstieg bis zur Weltspitze machten John Cranko (1927-1973) zum „Stuttgarter Ballettwunder“, zu einem Superstar seiner Zeit. Angetrieben von der Besessenheit und Leidenschaft für seine Arbeit, ist er stets auf der Suche nach Perfektion. Ein aufreibendes Leben, das aus dem Vollen schöpft - bis zum tragischen Ende. "Die Tänzer*innen spiegeln sich in der Pupille des Mannes, wie in einem Kaleidoskop spreizen, klappen und falten sie sich in- und auseinander. So landet man über das Auge direkt im Kopf des Künstlers, in der Vorstellungskraft des visionären Choreografen John Cranko, der 1927 in Südafrika geboren wurde. [...] Kaum jemand arbeitet sich heutzutage noch von der Wiege bis zur Bahre an einem Leben ab. Joachim A. Lang, der bekundet hat, dies sei kein Biopic, sondern ein Film, der die Seele des Tanzes erfassen will, grenzt Crankos Leben auf die zwölf Jahre zwischen 1961 und 1973 ein. [...] Dabei interessieren Lang weniger die biografischen Eckpunkte, sondern das, was den Künstler ausmacht und antreibt, seine Inspirationen und das Lebensgefühl, das sie kanalisiert, vor allem wohl eine große Sehnsucht nach Liebe und Familie. [...] Den Titelhelden verkörpert Sam Riley – so berührend, wie er am Anfang seiner Karriere den Joy-Division-Sänger Ian Curtis spielte, gelingt es ihm auch hier wieder, eine verstorbene Ikone glaubwürdig zum Leben zu erwecken, und das unter dem strengen Blick derer, die Cranko persönlich erlebt haben." (Anke Sterneborg, auf: epd-film.de)